Geschafft! Unsere beiden i-Dötzchen haben ihre erste volle Schulwoche „hinter sich gebracht“. Sagt man doch so, oder? Mir persönlich ist diese Formulierung zu negativ. Hm, also eher so: Sie haben ihre erste Woche als Schulkinder souverän gemeistert*. Na, und wir Eltern erst! Und die große Schwester!
Dieser Übergang, vom Kindergarten zur Schule, betrifft wahrlich die gesamte Familie. Er rüttelt das bisher bestehende Gefüge ordentlich durcheinander. Und er schafft gleichzeitig Raum für Neues. Bringt für alle Beteiligten riesige Entwicklungsschritte und -Chancen mit sich.
Inhalt
Jede Veränderung ist eine Chance – und wir können diese bewusst gestalten.
Falls du hier schon eine Weile mitliest, erinnerst du dich vielleicht noch an meine wöchentliche Corona-Kolumne. Auch darin bin ich nie müde geworden zu betonen, welche Chancen in Neuanfängen und Veränderungen liegen. Das ist meine feste Überzeugung.
An dieser Stelle schmunzle ich in mich hinein. Denn ich denke gerade an einen Satz, den meine GFK-Ausbilderin sinngemäß gesagt hat: „Selbstermächtigung ist das Vaterunser der GFKler.“ Ja, genau! Trotz Corona, trotz äußerer Rahmenbedingungen, trotz ganz viel WENN und ABER: Ich habe die Macht. Ich kann mich selbst dazu ermächtigen, für meine Bedürfnisse zu gehen.
Und was hat das nun mit unserem doppelten Schulstart zu tun? Eine ganze Menge!
Absprachen und Planungen bieten Klarheit, Orientierung und Struktur. Und ich liebe Struktur!
Spulen wir mal ein wenig zurück, etwa vier, fünf Wochen. Das war bei uns der Zeitpunkt, zu dem wir grob wussten, wie Einschulung und erste Schultage ablaufen würden. Und es war der Zeitpunkt, zu dem ich zwei Bücher zum Thema Mental Load gelesen hatte bzw. gerade dabei war, diese zu lesen. Sowohl meinem Mann als auch mir war klar: Sollte das alles irgendwie funktionieren mit drei Schulkindern, einem Haus, einem Hund, einer Festanstellung und einem eigenen Unternehmen in der Gründungsphase, dann würde das vor allem eines bedeuten: gute Absprachen und Planungen.
Wer arbeitet wann und wie viel? Wer unterstützt die Kinder bei den Hausaufgaben? Wie kommen sie überhaupt zur Schule und zurück? Wer ist für die Beschaffung der Materialien verantwortlich? Wie regeln wir das mit Elternabenden und E-Mail-Verteilern?
Bedürfnisse: Klarheit und Orientierung. Ah, und Struktur natürlich.
Der Wunsch nach Leichtigkeit war sicher auch mit dabei. Ebenso wie nach Verbindung und Gemeinschaft. Wir wollten es ja alle zusammen als Familie so gut wie möglich stemmen. Keiner sollte auf der Strecke bleiben. Und ich verrate dir: Das darüber sprechen und gemeinsam planen, hat im Vorfeld viel Druck von uns genommen und vor allem auch zur Festigung unserer Paarbeziehung geführt.
Wir reden uns nicht mehr den Mund fusselig dank eines kleinen Helfers.
Da, wo es uns passend erschien, haben wir die Kinder dazu aufgefordert, sich an den Planungen zu beteiligen. Manchmal war das eine reine Weitergabe von Informationen, teils haben wir sie auch nach ihren Ideen gefragt. So kam es auch, dass bei uns zum Schulstart die „Morgenmuffel-Uhr“ von Jako-o eingezogen ist. (Unbezahlte Werbung, da Namensnennung. Wir haben die Uhr selbst gekauft und bezahlt.) Sie gibt im eng getakteten Morgen-Gewusel mit fünf Signalen vor, was als nächstes dran ist: Aufstehen, Anziehen, Frühstücken, Fertigmachen zum Losgehen, Losgehen. Klappt bei uns bisher hervorragend. Und das Beste: Wir reden uns nicht ständig den Mund fusselig.
Was ich noch als sehr schön empfinde: Wir starten alle gemeinsam in den Tag. Und vier von uns verlassen auch gemeinsam das Haus. Einer hält die Stellung. Meist bin ich das. Doch dazu komme ich noch.
Eltern sein fühlt sich manchmal an, als wären wir Forscher
Hakelig ist es eher mittags, wenn alle nach Hause kommen. Da setze ich viel Hoffnung in meine beiden Hauptverbündeten: Rituale und Routinen. Noch fühlen mein Mann und ich uns wie zwei Forscher, die Stück für Stück herausfinden, was jedes einzelne Kind so braucht, nach einem Schultag mit Maske und Abstandsregeln. Die generelle Antwort, so scheint mir, lautet: Struktur. Orientierung. Die Anforderungen an diese Struktur werden allerdings von Kind zu Kind anders sein.
Drama Baby! Zu Hause können die Kinder die Sau rauslassen.
Klar wurde auch eines: Neue Situationen stressen die Kinder zunächst. Sie suchen dann Halt, manchmal, indem sie ungünstige Strategien wählen. Ganz konkret war es bei uns so, dass mein Mann und ich die Absprache haben, dass an den ersten drei Tagen der Woche ich für die Hausaufgaben und das Nachmittagsprogramm zuständig bin, und er an den restlichen beiden Tagen. Am ersten Tag seiner Zuständigkeit, gab es auf allen Seiten sehr viele Wutausbrüche.
Ich erkläre mir das so, dass nach drei Tagen eine gewisse Vorhersehbarkeit, ein Hauch von Routine, sichtbar wurde. Wir haben diese zwar weitestgehend abgesprochen untereinander. Dennoch bringt jeder wieder sich selbst als Person mit ein. Was die Routine verändert, wenn auch nur leicht.
Außerdem bringt (Regel-)Schule bei aller Freude, die unsere beiden i-Dötzchen gerade haben, auch viel Anpassung mit sich. Da ist es doch irgendwie logisch, dass zu Hause dann vor allem der Autonomietank aufgefüllt werden will.
Selbstfürsorge – Was brauche ich denn eigentlich?
Apropos Tank auffüllen: Durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema Mental Load bin ich auch noch einmal klarer darin geworden, was ich selbst brauche, um meinen Tank aufzufüllen. Und was unsere Paarbeziehung braucht. Auch da sind wir noch in der Forschungsphase, wie wir das alles konkret in unseren Alltag integrieren. Denn bei all der Planung sollen ja auch Spontanität und Leichtigkeit nicht zu kurz kommen. Damit lassen sich dann auch die Wutanfälle der Kinder viel gelassener begleiten.
Sie brauchen uns gerade in dieser Umbruchphase als starke Orientierungspunkte, ja, als Leuchttürme. Und damit unser Fundament fest ist, dürfen und MÜSSEN wir gut für uns selbst sorgen.
Wenn du magst, dann lass‘ doch mal einen Kommentar da zu dem Thema: Wie schafft ihr es als Familie, die Bedürfnisse aller im Blick zu behalten? Wie sieht eure Planung aus? Wir freuen uns immer sehr über Austausch. Denn dieser kann uns ganz neue Perspektiven und Ideen ermöglichen.
*Als reine Beobachtungen gesprochen: Die Kinder sind jeden Morgen kurz vor oder spätestens mit dem Wecksignal aufgestanden. Sie haben mindestens an drei der fünf Tage darüber gesprochen, dass sie sich schon auf die Schule freuen. Jeden Morgen waren sie kurz vorm Gong mit schnellen Schritten und einem Lächeln im Gesicht auf dem Weg zu ihrem Klassenzimmer. Mittags haben sie zwischen fünf und fünfzehn Minuten für ihre Hausaufgaben gebraucht, die sie selbstständig erledigt haben. Sie konnten jeden Tag in vielen Details erzählen, was die Lehrerin zu ihnen gesagt hat.
P.S.: Nächste Woche erscheint an dieser Stelle eine Kolumne von Verena – deren Tochter hat in dieser Woche an einer freien Schule begonnen.