Anfang Juli hatten wir zu unserer ersten Blogparade aufgerufen: Birthe hatte sechs Tipps zusammengestellt, wie Übergänge mit Kindern leichter gelingen. Mehrere Bloggerinnen haben sich daraufhin ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt. Auf vielfältigste Art und Weise. Wir haben die Beiträge für dich zusammengefasst.
Inhalt
#1 Was, wenn es kein Loskommen gibt?
Denise Piecha, zweifache Mutter, Erzieherin und FamilieSteps-Beraterin
Denise geht in ihrem Video-Beitrag von der Frage aus: Was mache ich, wenn mein Kind gar nicht los will? Sie zählt dafür zunächst auf, was sie für wichtig hält, um einen Übergang gut zu gestalten.
- Die vorhergehende Tätigkeit gemeinsam mit dem Kind abschließen.
- Dem Kind die neue Tätigkeit genau beschreiben.
- Den Kooperationstank des Kindes gut füllen.
- Das Kind mitbestimmen lassen.
Gut für sich und das Kind sorgen
Sind dennoch alle Bemühungen nicht mit Erfolge gekrönt, dann rät die Familienberaterin zu folgenden Schritten:
SELBSTFÜRSORGE: Sorge als erstes für dich selbst! Mach‘ eine Atemübung, iss ein Stückchen Schokolade oder tue sonst etwas, was dir eine Denkpause verschafft.
REFLEKTION: Muss die Tätigkeit wirklich sein? Denise formuliert einige hilfreiche Fragen, die du dir selbst stellen kannst.
BEDÜRFNISSE ERKENNEN: Steigere das Wohlbefinden des Kindes indem du schaust, welche Bedürfnisse bei ihm gerade aktuell sein könnten (zum Beispiel Hunger, Durst, Schlaf).
Manchmal, so sagt Denise, löst sich so schon der Knoten. Neugierig auf mehr? Hier geht es zum Video.
#2 Von der Milch zur Beikost
Katharina Dreier, zweifache Mutter, Kangatrainerin, Beratungen zu den Themen Tragen, Schlaf, Stillen und Ernährung
Katharina schreibt in ihrem Beitrag zunächst, warum Stillen (oder Fläschen geben) nach Bedarf den Grundstein für einen guten Übergang zum Familientisch legt. Willst du dann Beikost einführen, dann empfiehlt die Beraterin und Mutter, auf den richtigen Zeitpunkt zu achten. Reifezeichen seien etwa das Verschwinden des Zungenstoßreflexes, eine stabile Rumpfmuskulatur und eine gute Hand-Auge-Koordination.
Das Stillen noch eine Weile beibehalten
Besonders wichtig ist es aus ihrer Sicht, den Übergang sehr bewusst und langsam zu gestalten. Sie plädiert dafür, die Muttermilch bzw. Säuglingsnahrung eine ganze Weile weiter parallel anzubieten:
„Denn die Beikosteinführung ist KEINE Methode um abzustillen! Das Abstillen wird leider noch zu oft mit der Beikosteinführung gleichgesetzt, was die Kinder allerdings in der Regel stark überfordert und unter Druck setzt. Vor allem wenn die Muttermilch schnell komplett durch feste Nahrung/Brei ersetzt wird, gerät das Kind unter Druck und MUSS sehr viel essen, um seinen Nährstoffbedarf zu decken, obwohl es eigentlich noch mehr Zeit für diesen Übergang benötigen würde.“
Katharina Dreier
Bloß kein Druck!
Darüber hinaus gäbe es zahlreiche Hinweise darauf, dass die Beikost fürs Kind deutlich besser verträglich sei, wenn dazu noch gestillt werde. Katharina rät dazu, zunächst die Beikost NACH dem Stillen anzubierten. Denn es dauere eine Weile, ehe das Hirn abgespeichert habe, dass feste Nahrung satt macht. Nach einer Weile kann das Baby dann auch zuerst die Beikost bekommen und dann gestillt werden.
„Auf diese Weise nimmt dein Baby die gewohnte Milchnahrung noch eine Weile mit in die neue Phase. Das ist sinnvoll, da dein Baby die gewohnten Umstände gern beibehalten möchte und sich so möglichst wenig ändert.“
Katharina Dreier
Schließlich betont die Still- und Ernährungsberaterin noch, dass Druck und Erziehung am Esstisch nichts zu suchen haben. Wer den gesamten Text lesen will, der schaut am besten in Katharinas Blog vorbei.
#3 Übergänge bei Patchwork-Kindern
Marita Strubelt, Mama von zwei eigenen Kindern und einem „Bonus-Kind“, Familiencoach
Marita beschreibt in ihrem Text wie Patchwork-Kinder Übergänge erleben:
„Am Abend des Tages, wenn Tom von seiner Mama zurückkommt, nehme ich mir grundsätzlich nichts vor. Ich weiß nämlich nicht, wie der Nachmittag verläuft. Oder wie die Stimmung am Abend wird. Spätestens direkt vor dem Einschlafen ist es oft nochmal schwierig. Dann bemerkt Tom, dass er seine Mama vermisst. Mittlerweile kann er das wenigstens in Worte fassen. Meistens wird er aber erstmal wütend, tritt gegen die Wand oder schimpft.“
Marita Strubelt
Große Umbrüche wie Trennung oder neuer Partner
Kinder im Patchwork haben zusätzliche große Umbrüche erlebt: die Trennung oder Scheidung der Eltern, neue Partner an der Seite von Mama oder Papa, evtl. die Geburt eines (Halb)Geschwisterchens. Zudem erleben sie den Wechsel vom einen zum anderen Elternteil.
Marita beschreibt, dass während Übergangssituationen Bedürfnisse leicht in Mangel geraten. Das könne sich in Form von Wutausbrüchen oder Schimpfwörtern bemerkbar machen kann. Sie rät dazu, die Bedürfnisse aufzuspüren und zu versuchen, diese zu nähren. Das sorge für Ruhe, Vertrauen und Sicherheit und mache Übergänge leichter.
Auf die Bedürfnisse des Kindes schauen
Als häufige Bedürfnisse zählt die auf Patchwork spezialisierte Beraterin auf:
„Ich will aber nicht!“ (Selbstbestimmung)
„Wissen, was kommt“ (Struktur und Planbarkeit)
„Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl“ (Sicherheit und Geborgenheit),
Um das Kind oder die Kinder liebevoll durch diese oft jahrelange Umbruchphase begleiten zu können, rät auch Marita zu Selbstfürsorge: Ehe Wechsel anstehen, den eigenen Tank gut füllen, Alternativpläne entwickeln sowie sich bei anderen Empathie und Verständnis holen.
„Bonusmama zu sein ist schwer. In Patch-work steckt nicht umsonst das Wort Arbeit drin.“
Marita Strubelt
Ausführlicher zu Patchwork und Übergängen liest du in Maritas Blog.
#4 Eingewöhnung in der Kita
Petra Dölker, Kinderyoga-Lehrerin, Entspannungspädagogin, Erzieherin/Sozialpädagogin
Petra schreibt aus ihrer Praxiserfahrung als Erzieherin, wie eine Eingewöhnung in der Kita gut gelingen kann. Informationen über den Ablauf geben demzufolge allen Betreiligten Sicherheit. Sie betont, dass der Kita-Start für die ganze Familie eine Umstellung bedeutet. Alle Mitglieder bräuchten daher vor allem auch ausreichend Zeit, um sich daran gewöhnen zu können.
Emotionen zulassen und reflektieren
Die Pädagogin richtet den Blick vor allem auch auf die aufkommenden Emotionen bei den Müttern. Solltest du in der Situation der Eingewöhnung deines Kindes sein, dann rät sie dir zu drei Fragen zur Selbstreflexion:
1. Was empfindest du, wenn dein Kind die Krippe besucht?
2. Was macht dir Angst und Sorgen?
3. Auf was freust du dich?
Bei starken Emotionen rät Petra unbedingt zum engen Austausch mit der Kita. „Oft lösen sich erste Anspannungen, in dem Moment, in dem man sie ausgesprochen hat“, schreibt sie in ihrem Artikel. Auch eine großzügige Zeitplanung bei der Eingewöhnung nehme den Druck raus und trage zum Erfolg bei. Hier findest du den gesamten Text.
#5 Kinder individuell begleiten
Maria Klitz, Mutter eines kleinen Sohnes und eines erwachsenen Stiefsohnes, Erzieherin
Maria betont in Bezug auf Übergänge vor allem die Bedeutung einer individuellen Begleitung nah am Kind. Sie rät dazu, sich auf die Bedürfnisse des Kindes einzustellen, das Verhalten aufmerksam zu lesen und es in seinem Bestreben nach Selbstständigkeit zu unterstützen. Letzteres gilt insbesondere bei Entwicklungsübergängen.
Entwicklung bedeutet Stabilitätsverlust
Die Erzieherin und Mutter erläutert, warum Entwicklungssprünge oft auch mit kurzfristigen Rückschritten in der Entwicklung einhergehen: Dies hänge mit Umorganisationen im Hirn zusammen. Diese könnten das Kind verunsicheren. Der Rückschritt sei dann ein Schutzmechanismus, um die innere Stabilität nicht zu gefährden.
Im Text bringt Maria einige Beispiele, wie du Alltagssituationen achtsam gestalten kannst (Aufstehen, Einkaufen, ins Bett gehen). Mehr dazu liest du bei ihr im Blog.
#6 Ein sanfter Übergang ins Leben
Katharina Tolle, dreifache Mutter, Bloggerin, schreibt Geburtsgeschichten und tritt für selbstbestimmte Geburten ein
Katharina schreibt über „einen der wichtigsten Übergänge im Leben“: die Geburt! Für das Kind ist es ein Übergang von innerhalb der Gebärmutter nach außerhalb der Gebärmutter. Für die Mutter ist es eine besondere Phase unter der Geburt:
Nachdem sich der Muttermund vollständig geöffnet hat und bevor die Presswehen einsetzen, befindet sich der Körper der Gebärenden in der Übergangsphase. Diese Übergangsphase wird manchmal auch „Arschlochphase“ genannt. Häufig haben Gebärende nämlich genau in diesem Moment das Gefühl, dass sie nicht weiter können. Dass alles Mist ist. Dass die Menschen um sie herum Blödsinn erzählen.
Katharina Tolle
6 Ideen für einen sanfte Geburt
Was alle Beteiligten tun können, um den „heftigen Übergang“ von der Enge und Geborgenheit der Gebärmutter in die Welt sanfter zu gestalten, davon handelt Katharinas Beitrag. Hier einige zentrale Aspekte daraus:
- Wassergeburt – Das Baby wird zunächst in dem ihm vertrauten Element geboren. Erst danach lernt es Luft und Land kennen.
- Nabelschnur auspulsieren lassen – Das Baby darf noch einen Moment mit der Mutter in Verbindung bleiben.
- Ruhe – In der Gebärmutter sind die Geräusche nur gedämmt zu hören. Daher ist ein ruhiger Ort für den Übergang wichtig.
- Wenig Licht – Den Raum dimmen.
- Rot, Blau, Lila – Diese Farben sind dem Baby vertraut und können daher bewusst eingesetzt werden.
- Wärme und Körperkontakt – Sie beruhigen das Kind und lassen es leichter ankommen.
Wer mehr darüber lesen will, schaut am besten bei Katharina im Blog vorbei. Sie sammelt dort Geburtsgeschichten.
#7 Übergänge achtsam begleiten
Manuela Festl, Mama, Mentorin und Mutmacherin
Manuela erläutert in ihrem Beitrag zunächst, was Übergänge sind. Dann beschreibt sie sehr ausführlich, warum Übergänge so ein hohes Konfliktpotential bieten. Häufig spiele Zeitdruck von außen dabei eine Rolle:
Hauptakteur in unserem Familienalltag ist in einer Tour Zeitdruck und damit verbundener Dysstress (negativer Stress): Das Alarmsystem im Körper wird aktiviert. Wir schütten dabei eine Reihe an Stresshormone aus, unter anderem (Nor-)Adrenalin und Cortisol. Das Herz fängt an zu rasen, der Blutdruck steigt, die Muskulatur wird besser versorgt. Unser ganzer Körper ist bereit „zu kämpfen und zu verteidigen.“
Manuela Festl
Problematisch daran: Wir Erwachsene haben ein Verständnis von Zeit, wissen also wie lange zum Beispiel 10 Minuten sind. Die Kindern nicht.
Strukturen können helfen
Übergänge achtsam zu begleiten, erfordert laut Manuela Geduld, Einfühlungsvermögen, achtsames Hinspüren auf die eigenen Bedürfnisse und die des Kindes sowie die Fähigkeit zuzuhören. Zudem könnten Routinen und Strukturen sehr helfen.
Sie helfen dabei, das Leben nicht jeden Tag neu erfinden zu müssen. Manuelas Ideen dazu, fassen wir dir hier kurz zusammen:
- Kinder brauchen Beständigkeit und Voraussagbarkeit, um sich sicher zu fühlen. Deshalb brauchen sie Erwachsene als achtsame Begleiter.
- Routinen und Strukturen reduzieren sowohl für Kinder als auch für Eltern Stress (also die Ausschüttung von Cortisol), da wir wissen, „was auf uns zukommt“.
- Strukturen helfen, ein Verständnis für Zeit zu entwickeln
Ihr Beitrag schließt wie folgt:
Wenn wir als Eltern also Übergänge vorbereiten und Weichen stellen können, ermöglichen wir dem Kind dabei, die eigene Resilienz zu stärken und sich dabei voller Vertrauen auf zu machen, unbekanntes Terrain zu erkunden.
Manuela Festl
Den kompletten Text liest du in Manuelas Blog „Sprachzeichen“.
Hast du unseren Text verpasst?
Macht nichts, den kannst du immer noch bei uns im Blog lesen:
Wir sind neugierig!
Welcher Text oder welche Aspekte waren für dich besonders bereichernd? Wo sind vielleicht noch Fragen offen oder du bist anderer Meinung? Wir freuen uns über dein Feedback. Schreib‘ uns doch gerne einen Kommentar!
P.S.: Es sind noch zwei „Nachzügler-Texte“ angekündigt, die wir ergänzen werden, sobald sie erschienen sind. Es lohnt sich also, nochmal reinzuschauen.