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Gefühle sind wie Besucher. Wenn wir sie an unsere Türe klopfen, haben sie immer eine Botschaft für uns dabei. Dann ist es klug, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um diese Botschaft anzuhören. Meist zieht der Besucher, also das Gefühl dann auch weiter. Ein persönlicher Dialog von mir und meiner Wut.

„Lass‘ mich rein“, ruft meine Wut und hämmert an die Türe.

„Oh Mann, ich habe dich gehört, Wut. Aber echt, du kommst gerade furchtbar unpassend“, sage ich durch die geschlossene Tür. Im Gedanken füge ich hinzu: „Was erwartet die? Schreit da draußen rum und macht ein riesiges Spektakel. Soll ich alles stehen und liegen lassen für sie?“

Meine Wut sagt energisch: „Birthe, ich passe dir nie. Aber ich lasse mich nicht länger wegschicken. Es wird Zeit für ein Gespräch.“

Ich beginne zu summen und tue so, als hätte ich nichts gehört.

Da steht sie plötzlich im Wohnzimmer, die Wut.

Sie ist einfach durch die Hintertür hineingekommen. Ich zucke zusammen. Wie werde ich die bloß wieder los?

„Wie du mich wieder los wirst?“, sagt die Wut und guckt mich belustigt an.

„Oh Mist, habe ich das gerade laut gesagt?“, frage ich verlegen.

Jetzt grinst die Wut breit und sagt: „Ich schlage vor, du kochst uns einen Tee und dann reden wir. Ich setze mich schon mal aufs Sofa.“

Da sitzt sie nun, die Wut.

Ich gehe in die Küche, koche Tee und hole Kekse. „Na das kann ja heiter werden“, denke ich missmutig. Die Wut hat echt Nerven. Setzt sich einfach bei mir fest. Ganz gleich welche Pläne ich gerade habe.

„Keine Sorge, ich bleibe nicht lange“, nickt die Wut mir aufmunternd zu als ich mit dem Tee und den Keksen zurück ins Wohnzimmer komme. „Höre mich einfach an. Dann gehe ich wieder. Versprochen.“

Ich bleibe skeptisch. Aber sie sieht gerade ganz sympathisch aus, die Wut. Wie sie da so sitzt und am Tee nippt.

Und doch wird mir unangenehm heiß.

Die Wut schweigt und schaut mich an.

Die Hitze saust durch meinen Körper. Dann ist da plötzlich nichts mehr. Stille. Frieden.

Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich meine Augen geschlossen habe. Als ich sie wieder öffne, ist die Wut verschwunden. Seltsam.

Habe ich das nur geträumt?

Nein, die leeren Teetassen stehen noch auf dem Couchtisch.

Als ich sie abräume, finde ich einen Zettel. „Na, wirst du mich nächstes Mal empfangen? Deine Wut.“

Praxistipps für den Umgang mit Wut

Wenn du dir jetzt denkst: Nette Geschichte. Aber was soll ich damit anfangen?

Dann schau gerne auch meine anderen Beiträge zum Thema Wut an.

Hier geht es um Ursachen und Umgang mit DEINER EIGENEN Wut.

Hier findest du Impulse, wie du mit einem Wutausbruch deines Kindes umgehen kannst.

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Titelfoto: Harry Cunningham / Unsplash

Birthe

Mama von Zwillingen und einer Großen, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und Journalistin, lernt mit Begeisterung neue Dinge. Sie schwankt zwischen Freude und Verzweiflung über ihre lebendige Familie.

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