Kommunikationssperren? Was soll das sein? Vereinfacht gesagt das, was vielleicht so oft unsichtbar zwischen deinem Kind und dir steht. Denn sicher kennst du zum Beispiel die folgende Situation: Du fragst dein Kind „Wie war es in der Schule?“ Bestenfalls kommt ein „wie immer“ oder „gut“. Also fragst du weiter nach. „Gibt es was neues?“ Dein Kind ist schon sichtlich genervt von der Fragerei und sagt gereizt „NEIN!“. Somit hat das Gespräch ein jähes Ende genommen. Hier sind ein paar Impulse für dich, wie du mit deinem Kind in Verbindung kommst – und bleibst.
Doch zurück zu unserer Situation:
Dein Kind fühlt sich überrumpelt und unwohl mit der Situation und obwohl du schon mit dieser Antwort gerechnet hast, bist du jetzt genauso schlau wie vorher. Wenn da nicht die Email von der Klassenlehrerin am Vormittag gewesen wäre, hättest du dich wohl mit der ersten Antwort deines Kindes abgefunden. Die Klassenlehrerin teilte allerdings in der E-Mail mit, dass sich in der Klasse ein Vorfall ereignet hat, an dem alle Schüler*innen beteiligt waren und es in den kommenden Tagen Konsequenzen für die Kinder hat.
Natürlich hättest du die Infos der Lehrerin, lieber von deinem Kind persönlich erzählt bekommen. Du fragst dich, wie ist es überhaupt dazu kommen konnte, dass dein Kind dir nichts mehr erzählt und was du dagegen tun kannst, damit dein Kind wieder offen mit dir Kommuniziert und Probleme anspricht.
Kinder sind sensibel und spüren, ob das Gespräch den Gegenüber aufrichtig interessiert.
In aller Regel will das Kind sich selber schützen. Eventuell gab es in der Vergangenheit eine ähnliche Situation, in der das Kind mit einem Problem zu einem Erwachsenen gegangen ist und diese genervt oder gar ärgerlich reagiert haben.. Oftmals haben Kinder auch das Gefühl von den eigenen Eltern nicht richtig gehört und verstanden zu werden.
Denke mal drüber nach wie oft hat dein Kind dir etwas erzählt während du denn Abwasch gemacht oder nebenbei am Handy gespielt hast. Sei ehrlich zu dir selbst, warst du in diesen Momenten zu 100% auf das Gespräch mit deinem Kind fixiert und hast ihm aufmerksam zugehört oder war das Gespräch eher das Beiwerk neben der aktuellen Tätigkeit?
Wenn du jetzt hellhörig geworden bist und dich wiedererkennst, sei dir gewiss, dass es den allermeisten Eltern so geht. Es ist nicht immer machbar, alles sofort stehen und liegen zu lassen, wenn das Kind etwas erzählen mag.
Erinnere dich noch einmal zurück an deine Kindheit. Wie oft hast du deinen Eltern etwas nicht erzählt, weil du Angst vor einer negativen, abweisenden Reaktion hattest oder aufgehört etwas zu erzählen, weil du merktest das deine Eltern geradezu beschäftigt sind?
Kinder werden still, wenn sie sich nicht richtig gehört und verstanden fühlen.
Es liegt aber an uns wie wir damit umgehen, dass unsere Kind etwas wichtiges mit uns besprechen mag. Wichtig ist es dem Kind das Gefühl geben, dass wir sein Problem oder Anliegen ernst nehmen.
Da wir nicht immer sofort, wenn unser Kind etwas besprechen möchte, alles stehen und liegen lassen können, ist es wichtig dem Kind einen späteren Zeitpunkt aus zu machen, an dem du ihm voll und ganz deine Aufmerksamkeit schenkst. Somit weis das Kind das es dich interessiert und fühlt sich nicht überhört oder vergessen.
Aller Anfang ist schwer – Womit solltest du starten?
Rede mit deinem Kind nicht nur über Probleme, sonst wirst du ganz schnell nur der Problemlöser von deinem Kind sein. Unterhaltet euch auch über andere Themen, ganz Banal gesagt, dass was dich und dein Kind gerade beschäftigt. Das kann ein Hobby sein, welches du gerade für dich entdeckt hast oder auch etwas ganz anderes. Höre deinem Kind auch zu, wenn es dir positive Neuigkeiten oder einfach Geschichten aus seinem Alltag erzählt. So kommt ihr miteinander in Kommunikation und baut nach und nach eine Vertrauensbasis auf. So lernt dein Kind, dass es sich auf dich Verlassen kann und IMMMER zu dir kommen kann, wenn es brenzlig wird. Und du kannst dir sicher sein, dass dein Kind sich auch in der Pupertät nicht völlig abkapseln wird und du einen Draht zu deinem Kind hast.
Ganz wichtig ist auch, dass du Kommunikationssperren vermeidest. „Kommunikations- was?“, höre ich dich gerade denken.
Kommunikationssperren sind bestimmte Formulierungen, welche Gespräche zwischen Eltern und Kind erschweren. Der Psychologe Thomas Gorden (1918-2002) hat zwölf verschiedene Kategorien an trennender Kommunikation identifiziert, welche entweder die Verbindung zum Kind unterbrechen können oder verhindern, dass diese überhaupt zustande kommt. Schau dir in unserem Glossar mal die Beispiele dazu an!
Brich aus deinem gewohnten Trott aus.
Wie heißt es so schön: Ist der Anfang gemacht, kommt der Rest von ganz allein. Mache immer wieder Angebote und gehe auf dein Kind zu. Wichtiger noch als die gesagten Worte, ist deine Haltung. Du solltest deinem Kind gegenüber offen und urteilsfrei gegenübertreten. Falls es dir schwer fällt Urteilsfrei zu bleiben, teile das offen mit und sage deinem Kind „Aktuell fällt es mir schwer mit dir darüber zu sprechen, da ich nicht Dinge sagen möchte die mir später leidtun und ich das gesagte bereue. Wir können später weiter darüber sprechen“
Das wichtigste ist, es immer wieder zu versuchen und am Ball zu bleiben. Niemand ist perfekt und vielleicht braucht es ein paar Anläufe bis du den richtigen Dreh raus hast. Auch dein Kind wird nicht von jetzt auf gleich, sein komplettes Gesprächsverhalten dir gegenüber ändern.
Text: Jasmin Jans – Die Journalistik-Studentin hat im Frühjahr 2022 ein Praktikum bei den Leuchtturm Eltern absolviert.
Danke für den Artikel, der mir nochmal wichtige Impulse geschenkt hat!
Und was sind das nun für Kommunikationssperren, die im Text erwähnt werden?
Mit freundlichen Grüßen,
Lydia
Liebe Lydia,
zunächst bedauere ich, dass du erst jetzt eine Antwort von mir bekommst! Ich hatte deinen Kommentar gelesen und gedacht: „Ach ja, den Text mit den Kommunikationssperren wollten wir ins Glossar packen. Das mache ich mal direkt.“ Aus dem „direkt“ wurde dann ein 9 Tage später. Ohje. Nun ist er aber wieder da. Und du – und natürlich alle anderen – können ihn hier nachlesen: https://leuchtturm-eltern.de/glossar/ Ich verlinke es gleich auch nochmal „ordentlich“ im Text. Ich danke dir also sehr für den Anstoß, mal wieder am Glossar weiterzuarbeiten. Es freut mich sehr, dass du dir aus dem Text Impulse mitnehmen konntest.
Liebe Grüße,
Birthe