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Egal ob Monster unter dem Bett, Sorge vor der nächsten Mathe-Arbeit oder Herzklopfen beim ersten Betreten des Kindergartens – es gibt im Alltag viele Situationen, die Kindern Angst machen können. Während Erwachsene oftmals dazu neigen, ihre Angst vor anderen verbergen zu wollen, steht sie jüngeren Kindern noch regelrecht ins Gesicht geschrieben.

Die Augen sind weit aufgerissen, vielleicht schlägt das Kind sogar die Hände vors Gesicht, um sich zu verstecken. Wenn ein Erwachsener in der Nähe ist, sucht es bei ihm Schutz, klammert sich an die Beine oder will auf den Arm. Vielleicht weint das Kind oder versteckt sich in einer Ecke und will nicht herauskommen. Oder es klagt ganz plötzlich über Bauchschmerzen.

Angst können wir deutlich im Körper spüren. Sie gehört zu den sechs Basisemotionen, die Menschen von Geburt an und überall auf der Welt kennen. Die anderen fünf sind Wut, Ekel, Freude, Überraschung und Trauer.

Die Angst ist ein Hinweisgeber darauf, dass in diesem Moment irgendwas ganz eindeutig nicht stimmt. Das kann sein, dass sich das Kind körperlich oder seelisch bedroht fühlt, es vor einer neuen und ungewohnten Situation steht, sich ein bisher immer gleicher Ablauf verändert hat oder es einem fremden Menschen gegenübersteht.

Die Angst deines Kindes ist für es selbst real

Vielleicht erscheint dir als Elternteil die Angst deines Kindes in diesem Moment unbegründet oder übertrieben. Wie zum Beispiel mit den Monstern unterm Bett. Ja, es gibt sogar Situationen, wo sie dir peinlich oder unangenehm sein kann. Etwa, wenn sich das Kind vor der Oma versteckt, die sich seit Wochen auf ihren Enkel gefreut hat. Oder wenn ihr einen teuren Urlaub auf dem Ponyhof gebucht habt, sich deine Tochter jedoch partout weigert, auch nur in die Nähe der Tiere zu gehen.

Doch sei dir gewiss: Für dein Kind ist in eben diesem Moment die Angst sehr real. Sätze wie: „Ach, davor brauchst du doch keine Angst haben!“ oder aber „Nun sei doch mal mutig und gehe hin zu dem Pferd“, helfen da überhaupt nicht weiter. Die Angst wird davon nicht verschwinden. Wie du stattdessen mit solchen Situationen umgehen kannst, liest du weiter unten.

Begleite dein Kind durch die Angst

Gerade wenn wir in unserer eigenen Kindheit die Erfahrung gemacht haben, dass Angst zu haben ein Zeichen von Schwäche ist, kann es eine echte Herausforderung für uns sein, unser ängstliches Kind empathisch zu begleiten. Und auch so wird es immer wieder Situationen geben, in denen wir aus unserer Erwachsenen-Perspektive nur schwer nachvollziehen können, woher die Angst unseres Kindes rührt.

Das ist meines Erachtens auch zunächst gar nicht so wichtig. Wir sollen ja auch gar nicht mit unserem Kind mitleiden, sondern das Gefühl zunächst lediglich benennen und anerkennen. Vielleicht kann es für dich sogar ein Weg sein, die Angst ganz offiziell zu begrüßen: „Oh hallo, da ist gerade die Angst vorbeigekommen. Lass‘ uns mal anhören, was sie so zu sagen hat. Liebe Angst, um was geht es dir?“

Was dein Kind jetzt hören muss

Sollte sich das für dich nicht authentisch anfühlen oder dein Kind schon älter sein, kannst du auch etwas in der Art sagen wie: „Ich bin hier. Ich lasse dich nicht allein.“ Denn bei der Angst ist die Frage nach den dahinterliegenden Bedürfnissen ein klarer Fall: Es geht deinem Kind um Schutz, Sicherheit, Vertrautheit oder vielleicht auch ein Verstehen der Situation, also um Klarheit. All das kannst du ihm in vielen Situationen unmittelbar geben.

Lass‘ es die Dinge möglichst selbst aussprechen und benennen und höre zugewandt hin, ohne zu analysieren, zu beschwichtigen oder abzulenken. Sei auch vorsichtig mit schnellen Strategieangeboten. Stattdessen könnt ihr lieber gemeinsam zu Forscher:innen werden und genau hinschauen: Wo in meinem Körper sitzt die Angst? Wie fühlt sie sich an? Was hat vielleicht zuvor jemand gesagt und getan? Gibt es Gedanken, die die Angst ausgelöst haben oder verstärken?

Durch unsere Gedanken können wir die Angst größer machen (katastrophieren) oder kleiner machen (bagatellisieren). Das gilt im Übrigen auch für dich als begleitender Elternteil: Sei dir bewusst, dass du durch deine eigenen Erfahrungen und Glaubenssätze deine eigenen Ängste auf dein Kind projizieren kannst. Manchmal ist es wirklich nicht so einfach, dieses Konglomerat aus Gefühlen in einer Eltern-Kind-Beziehung sauber zu trennen.

Hilf deinem Kind, sich seiner Angst zu stellen

Angst kann auch ein Zeichen dafür sein, dass die eigene Komfortzone endet. Hier können Eltern und Kinder gleichermaßen wachsen, indem sie sich ihren jeweiligen Ängsten stellen und diese Schritt für Schritt überwinden. Sind diese Schritte jedoch zu groß, dann geraten wir schnell in die Panikzone – hier ist kein Lernen mehr möglich und Ängste könnensich eher noch verstärken.

Es ist also viel Fingerspitzengefühl und zum Teil auch eigene Klarheit und Selbstreflexion gefragt, wenn du dein Kind durch seine Angst oder andere starke Gefühle begleiten willst. Und andererseits ist es dann auch wieder ganz simpel: Sei präsent und suche immer wieder die Verbindung zu deinem Kind. Dann werdet ihr gemeinsam sicher durch so ziemlich jeden Gefühlssturm segeln.

Kleiner Mutmacher: Es dauert übrigens nur um die 90 Sekunden, bis wir ein Gefühl vollständig gefühlt haben. Dann geht es wieder. Allerdings nur, wenn keine Gedanken dazwischenkommen. Da sind Kinder dann doch meist uns Erwachsenen gegenüber.

Für Kinder: Wenn die Fledermäuse im Bauch flattern

Plötzlich zieht und grummelt es so merkwürdig in deinem Bauch, fast als würde darin eine Horde Fledermäuse umherflattern. Deine Knie werden weich, die Hände zittern, der Mund wird trocken. Puh, dir geht echt die Düse. Weil du einen Schatten gesehen hast und nicht weißt, was sich dahinter verbirgt. Weil morgen die doofe Mathe-Arbeit dran ist. Weil alle auf dich schauen und darauf warten, ob du dich traust vom Drei-Meter-Brett zu springen.

Deine Angst meint es gut mit dir

https://leuchtturm-eltern.de/basisemotion/Angst kannst du deutlich im Körper spüren. Sie gehört zu den sechs Basisemotionen, die Menschen von Geburt an und überall auf der Welt kennen. Die anderen fünf sind Wut, Ekel, Freude, Überraschung und Trauer.

Auch wenn sie dich vielleicht manchmal nervt, deine Angst meint es gut mit dir: Sie schaut dann bei dir vorbei, wenn irgendetwas gerade so gar nicht stimmt. Vielleicht, weil Gefahr für deinen Körper oder deine Seele drohen. Oder weil sie dich darauf aufmerksam machen will, dass du bei der neuen Aufgabe besonders achtsam und vorsichtig sein sollst.

Angst hat jeder mal. Echt wahr!

Ja, und Angst kann sogar durch Erinnerungen entstehen, die du an eine ähnliche Situation hast oder durch Dinge, die gar nicht du selbst erlebt hast. Vielleicht haben dir deine Mama oder dein Papa davon erzählt, dass etwas sehr gefährlich ist oder du hast einen Film gesehen oder ein Buch gelesen, in dem jemand anderes eine schlimme Erfahrung gemacht hat.

Auch Erwachsene haben Angst – sie zeigen es nur oft nicht mehr so deutlich. Denn sie glauben manchmal, dass Angst etwas mit Schwäche zu tun hat. Ich wünsche dir sehr, du hast Erwachsene um dich herum, die das anders sehen. Denn es ist unglaublich wichtig, die Angst anzusehen und herauszufinden, was sie dir sagen will. Sie kommt vorbei um dich darauf aufmerksam zu machen, dass ein Bedürfnis von dir unerfüllt ist und es Zeit ist, dass du dich darum kümmerst. Dann wird die Angst auch wieder verschwinden.

Birthe

Mama von Zwillingen und einer Großen, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und Journalistin, lernt mit Begeisterung neue Dinge. Sie schwankt zwischen Freude und Verzweiflung über ihre lebendige Familie.

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