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Selbstliebe praktizieren

Advent, Advent, die Mutti rennt – Kennst du deine inneren Antreiber?

By 9. Dezember 2020Dezember 20th, 20213 Comments10 min read

Klick unbedingt auf diesen Artikel! Denn die fünf inneren Antreiber hat Nadine König extra für uns und unseren Blog gezeichnet. Viel Spaß mit Frau Herzkönigin – so heißt Nadines Figur.

Wenn du ganz nach unten scrollst, kannst du mehr über Nadine lesen. Schau unbedingt mal bei ihr im Blog oder auf Instagram vorbei. Sie gibt alltagstaugliche Tipps für mental starke Kinder – zu denen logischerweise auch mental starke Eltern gehören. Und darum geht es in unserem heutigen Beitrag.

Wie geht es dir?

Besinnlich und entspannt oder erschöpft und gestresst? Wie erlebst du dich selbst in der Advents- und Weihnachtszeit? Mal Hand aufs Herz: Wir machen uns oft ganz schön viel Druck, um unseren Lieben eine ganz besondere Zeit zu bescheren. Sind unermüdlich auf den Beinen, basteln, schmücken, backen und planen.

Das kann ja auch unglaublich viel Spaß machen. Doch vielleicht backst und dekorierst du gar nicht so gern, sondern würdest viel lieber mit einem Buch gemütlich auf der Couch sitzen, wenn die Kinder abends endlich im Bett sind? Doch irgendetwas in dir hält dich davon ab. Du bist gestresst, kannst dir jetzt noch keine Pause gönnen. Es ist ja noch so viel zu tun.

„Ich bin so gestresst“

Warum tappen wir gerade in der Vorweihnachtszeit so oft in die Stressfalle? Und wie entsteht Stress überhaupt? Drei Dinge spielen dabei eine Rolle: Stressoren als Auslöser, persönliche Stressverstärker und Stressreaktionen.

Typische Stressoren sind Zeitdruck, Überforderung oder Erwartungen anderer. Aber es gibt auch physikalische Stressoren wie Hitze, Lärm, Kälte und Gestank. Manche Stressoren haben auch einen körperlichen Ursprung wie Schmerz, Hunger oder Krankheiten. Soziale Stressoren sind Konflikte, Konkurrenz, der Verlust nahestehender Personen oder Trennung. Sicher kennst du den ein oder anderen davon – nicht nur zur Weihnachtszeit.

Entscheidend ist es, wie du mit Stressoren umgehst. Unwillkürlich bewerten wir diese und unterscheiden zwischen keine Bedrohung (= kein Stress) oder gefühlte Bedrohung. Im zweiten Fall erfolgt meist völlig unbewusst eine zweite Bewertung, und zwar deiner eigenen Kompetenzen. Kannst du das bewältigen? -> kein Stress. Überfordert dich die Situation? -> Stress

Jeder Mensch hat seine persönlichen Stressverstärker – um sie geht es in diesem Text noch ausführlich. Diese inneren Antreiber beruhen auf Glaubenssätzen und Denkmustern, die du meist schon in deiner Kindheit erlernt und verfestigt hast und auf die du in herausfordernden Situationen zurückgreifst. Die fünf hier genannten sind angelehnt an die Transaktionsanalyse, die Mitte des 20. Jahrhunderts von dem US-amerikanischen Psychiater Eric Berne begründet wurde und stetig weiterentwickelt wird.

Ebenso individuell sind die Stressreaktionen. Hier nur ein paar Beispiele: Beschleunigte oder verlangsamte Atmung, geschwächtes Immunsystem, verhärtete Muskulatur, Schwitzen, hastiges/ungeduldiges Verhalten, Betäubung (Sucht, Ablenkung), motorische Unruhe, Gereiztheit, innere Unruhe, Ängste, Hilflosigkeit, Selbstvorwürfe, Leere im Kopf, Gedankenkreisen, Denkblockaden, Tunnelblick etc.

#1 Sei perfekt!

Sei perfekt
Seit perfekt!
Zeichnung: Frau Herzkönigin

Bist du die Mutter, die immer 100 Prozent gibt? Ist bei dir gut nie gut genug? Vielleicht backst du 30 verschiedene Sorten Weihnachtsplätzchen, hast jeden Raum liebevoll bis ins kleinste Detail dekoriert und saugst den Krümel, den die Kinder beim Essen fallen lassen, schon auf, ehe er überhaupt am Boden ankommt.

Was dahinterstecken könnte: Der große Wunsch nach Anerkennung/Zugehörigkeit und/oder Angst vor Fehlern (und somit dem Eingestehen der eigenen Verletzlichkeit). Oftmals liegen die Wurzeln dafür bereits in der Kindheit.

Mögliche negative Glaubenssätze: Ich genüge nicht! Ich darf keine Fehler machen! Ich muss gute Leistungen bringen! Ich darf dich nicht enttäuschen!

Was daran problematisch sein kann: Als Perfektionistin strebst du nach Vollkommenheit. Doch diese wirst und kannst du nie erreichen. Somit erschöpfst du dich nahezu zwangsläufig in einer ewigen Jagd nach immer neuen und immer höher gesteckten Zielen.

Mögliche neue, positive Glaubenssätze: Ich bin wertvoll. Ich bin gut genug so, wie ich bin. Ich darf Fehler machen.

#2 Sei stark!

Sei stark
Sei stark!
Zeichnung: Frau Herzkönigin

Als Mutter entwickelst du manchmal nahezu überirdische Kräfte. Egal, wie viel du schon zu tragen hast (ob nun körperlich oder gedanklich), du machst unermüdlich weiter. Ja, du halst dir sogar noch weitere Aufgaben und Lasten auf. Das Baby schläft nachts wenig und du bist übermüdet? Aber du hast eben zugesagt, einen selbstgebackenen Kuchen zur Adventsfeier beizusteuern. Also stehst du mit schweren Augenlidern in der Küche. Wegen Corona haben dich deine Verwandten gebeten, dieses Jahr alle Geschenke für die Kinder selbst zu besorgen? Na klar, schaffst du schon. Fällt es dir schwer, um Hilfe zu bitten oder bei Bitten von anderen „Nein“ zu sagen?

Was dahinterstecken könnte: Vielleicht hast du (in der Kindheit) die Erfahrung gemacht, dass es nicht erwünscht war, wenn du Gefühle zeigst. Wenn du dir als Kind die Knie aufgeschlagen hast, dann hieß es „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ Wenn du sagst, dass dich die aktuelle Situation mit den vielen Corona-Regeln belastet, dann hörst du: „Na du kannst ja noch froh sein, anderen geht es da deutlich schlechter.“ Wenn deine Tränen kullerten, weil dein Lieblingskuscheltier kaputt war, gab es vielleicht den Kommentar: „Jetz reiß‘ dich aber mal zusammen!“ Viele von uns haben sich Verletzlichkeit regelrecht abtrainiert und dürfen daher erst wieder lernen, Zugang zu ihren Gefühlen zu bekommen. „Sei stark“ wirkt da wie ein Schutzpanzer.

Mögliche negative Glaubenssätze: Ich muss es alleine schaffen! Ich muss stark sein! Ich darf nicht zur Last fallen! Meine Wünsche und Gefühle sind nicht wichtig!

Was daran problematisch sein kann: Wie du ja weißt, sind unsere Gefühle wertvoll. Denn sie geben uns Hinweise darauf, welche Bedürfnisse erfüllt oder unerfüllt sind. Wer keine negativen Gefühle fühlen will und sie permanent wegdrückt, der läuft Gefahr, auch die positiven Gefühle nicht mehr wahrzunehmen. Menschen werden dann regelrecht zu Robotern und stumpfen ab.

Mögliche neue, positive Glaubenssätze: Ich darf um Hilfe bitten. Ich darf „zur Last“ fallen. Meine Bedürfnisse sind wichtig. Ich darf Gefühle zeigen. Ich darf „Nein“ sagen.

#3 Streng dich an!

Streng dich an
Streng dich an!
Zeichnung: Frau Herzkönigin

Die Geschenke, die du machst, sollen besonders individuell und passend sein? Schließlich soll ja auch jeder sehen, dass du dir viel Mühe gemacht hast! Etwas selbstgemachtes wäre schön. Vielleicht kuschelige Socken für alle Verwandten? Gerade im Moment ist es doch so wichtig, niemanden zu vergessen. Also schreibst du unermüdlich Weihnachtskarten, packst Päckchen und bemühst dich, besonders originelle und aufmunternde Worte für alle zu finden.

Was dahinterstecken könnte: Wer sich besonders anstrengt, der bringt es auch besonders weit. Vielleicht kennst du ja noch aus deiner Schulzeit den Satz: „Ohne Fleiß kein Preis.“ Oder aber der Chef lockt mit einer Gehaltserhöhung, wenn du dich nur genug anstrengst und ihm zeigst, dass du diese auch wirklich verdient hast. Fast immer steckt ein Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit hinter besonders starken Anstrengungen. Manchmal zeigen wir anderen so auch, wie viel sie uns bedeuten.

Mögliche negative Glaubenssätze: Ich genüge nicht! Ich muss alle Erwartungen erfüllen! Nur wenn ich etwas leiste, bin ich wertvoll!

Was daran problematisch sein kann: Du kannst in eine regelrechte Spirale geraten: Wenn dir etwas nicht gelingt, dann bist du der Meinung, du hättest dich eben nicht genug angestrengt. Also strengst du dich noch mehr an und erschöpfst dich darin. Für besonders fatal halte ich diese hohen Ansprüche im Umgang mit unseren Kindern. Oft stecken wir uns die Ziele so hoch, dass wir am Ende nur enttäuscht und voller Schuldgefühle sein können, dass wir es wieder nicht geschafft haben, so zu handeln (so friedvoll, so geduldig, so liebevoll, so verständnisvoll) wie wir es uns vorgenommen haben. Mehr zum Thema Schuldgefühle liest du hier.

Mögliche neue, positive Glaubenssätze: Es darf auch leicht gehen. Ich darf ich sein. Ich darf Pausen machen. Ich darf Fehler machen.

#4 Sei beliebt!

Sei beliebt
Sei beliebt!
Zeichnung: Frau Herzkönigin

Hast du auch manchmal das Gefühl, du müsstest Krakenarme haben, um immer allen gerecht zu werden? Gerade in der Familie prallen so viele unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen aufeinander! Gehörst du zu den Menschen, die alles irgendwie möglich machen? Alle wollen dich und deine Familie an Weihnachten sehen? Dann seid ihr eben morgens bei den Eltern, mittags bei den Schwiegereltern und abends noch mit den Geschwistern unterwegs. Und da du an Weihnachten keinen Streit willst, kochst du eben drei verschiedene Menüs – damit jeder das bekommt, was er am liebsten mag.

Was dahinterstecken könnte: Es kann ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Harmonie dahinterstecken, wenn du immer versuchst, es allen recht zu machen. Vielleicht hast du als Kind erlebt, dass du immer dann besonders viel Liebe erfahren hast, wenn du nett, höflich und angepasst warst. Wahrscheinlich bist du auch besonders empathisch, kannst dich also gut in andere einfühlen und zeigst so deine Liebe.

Mögliche negative Glaubenssätze: Ich bin nicht wichtig! Ich muss auf deine Gefühle Rücksicht nehmen! Ich muss alle Erwartungen erfüllen! Ich darf dich nicht enttäuschen! Ich darf keinen eigenen Willen haben! Ich bin schuld!

Was daran problematisch sein kann: Wenn du deine Bedürfnisse stets zurückstellst und deine eigenen Gefühle unterdrückst, entsteht ganz schön viel Druck im Kessel. Vielleicht ordnest du dich auch anderen unter, ohne dass diese es wirklich von dir erwarten. Im Gegenzug bist du dann enttäuscht, wenn die anderen nicht genauso handeln wie du, sondern für ihre Bedürfnisse eintreten. Menschen mit einem starken Harmoniebedürfnis neigen auch dazu, in Beziehungen zu viel (oder alle) Verantwortung zu übernehmen.

Mögliche neue, positive Glaubenssätze: Meine Bedürfnisse und Wünsche sind mir auch wichtig. Ich darf mich abgrenzen. Ich darf mich wehren. Ich darf „Nein“ sagen. Meine Meinung zählt.

#5 Sei effizient!

Sei vorsichtig
Sei effizient!
Zeichnung: Frau Herzkönigin

Du hast tausend Dinge auf deinem Zettel stehen und möchtest diese so schnell es geht abarbeiten? Effizienz bedeutet dir viel, und daher feilst du so lange an Abläufen, bis du sie so zeitsparend und schnell wie möglich erledigst?

Was dahinterstecken könnte: Dieses Gefühl, ständig zu wenig Zeit zu haben, kann in der eigenen Kindheit seinen Ursprung haben. Ungeduldige Kommentare der Eltern, die Aufforderung, doch mal schneller zu machen, nicht rumzutrödeln oder ähnliches. Andererseits leben wir heute in einer immer schnelleren Zeit. Die Technik ermöglicht uns, viele Dinge gleichzeitig zu tun (Wäsche waschen und telefonieren zum Beispiel oder Kochen und E-Mails beantworten). Unser Hirn ist allerdings nach wie vor darauf ausgelegt, eine Sache nach der anderen zu erledigen.

Mögliche negative Glaubenssätze: Ich muss gute Leistungen bringen! Ich darf mich nicht ausruhen! Ich muss alles alleine schaffen!

Was daran problematisch sein kann: Wenn du so stark damit beschäftigt bist, die Zukunft zu planen und ggf. auch die Vergangenheit in Hinblick auf „Zeitkiller“ zu analysieren, dann bist du um so seltener im Hier und Jetzt. Es kann passieren, dass du regelrecht von einem zum anderen Gedanken hüpfst und durch das Multitasking, also das Bearbeiten mehrerer Aufgaben gleichzeitig, viel mehr Fehler machst und dadurch sogar langsamer wirst. Zudem bedeutet Multitasking eine permanente Überforderung deines Gehirns, da du immer wieder Denkprozesse unterbrichst und erneut beginnst. Dieser Stress kann dich auf Dauer krank machen und unter anderem dazu führen, dass du überhaupt nicht mehr in der Lage bist, mal abzuschalten.

Mögliche neue, positive Glaubenssätze:  Ich darf mir Zeit nehmen. Ich bin wertvoll, auch wenn ich nichts tue. Meine Zeit gehört mir. Ich habe ein Recht auf Pausen.

Der Text basiert auf eigenen Erfahrungen, auf Gesprächen mit Psychotherapeuten sowie auf dem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl und Artikeln des Resilienz-Experten Sebastian Mauritz.

Und das ist die Erfinderin von Frau Herzkönigin…

… Nadine König!

Das schreibt sie über sich in ihrem Blog: „Ich sehe das Leben gerne von seiner guten Seite und möchte dir und deinen Kindern dabei helfen, das Gleiche zu tun. Ich bin Optimistin, Tante, kreativ und doch fokussiert, liebe Farben, umgebe mich gerne mit Menschen und liebe Lippenstift. Im täglichen Leben beschäftige ich mich zum einen mit Prozess- und Organisationsmanagement, zum anderen mit Self Leadership. Ich könnte noch viele Worte zu mir schreiben und Geschichten aus meinem Leben erzählen. Mach´ dir doch lieber selbst ein Bild…“


Das kannst du auf Nadines Interntseite oder in ihrem wunderschönen Instagram-Account, wo Birthe sie entdeckt hat.

Titelfoto: FotoHelin/Adobe Stock

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Birthe

Mama von Zwillingen und einer Großen, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und Journalistin, lernt mit Begeisterung neue Dinge. Sie schwankt zwischen Freude und Verzweiflung über ihre lebendige Familie.

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