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Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist realitätsfern und manipulativ? Teilweise hat die Kommunikationsmethode einen wirklich schlechten Ruf. Dies liegt nicht zuletzt an Mythen rund um GFK, die sich hartnäckig halten.

„Gewaltfreie Kommunikation? -Brauch‘ ich nicht. Ich schlage ja meine Kinder nicht.“ Damit fängt es schon an. Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist sperrig. Sie zu erklären – braucht Zeit. Sie zu erlernen – braucht mehr Zeit. Sie zu verinnerlichen – dauert mitunter ein ganzes Leben.

Ich möchte in diesem Text mit 8 häufigen Mythen rund um die Gewaltfreie Kommunikation aufräumen.

Mythos #1: Gewaltfreie Kommunikation ist lieb und nett.

Der Mythos: „Bei der Gewaltfreien Kommunikation geht es darum, alles lieb und nett zu sagen.“

Ich sage dazu: Natürlich ist es wünschenswert, in einem freundlichen Tonfall miteinander zu reden. Doch damit ist NICHT gemeint, dass wir alles nur noch im Säuselton sagen, während wir innerlich kochen. Ich zitiere den GFK-Trainer Kelly Bryson: „Sei nicht nett, sei echt!“ – Sag‘ was du fühlst und brauchst. Und zwar mit der Stimmung, in der du bist!

Zum Weiterlesen: Hier erfährst du mehr darüber, wie du klar und gleichzeitig wertschätzend für deine eigenen Grenzen einstehst.

Mythos #2: GFKler sind mit allem einverstanden.

Der Mythos: „Wenn ich gewaltfrei sein will, muss ich mit allem einverstanden sein.“

Ich sage dazu: Bloß nicht! Denn damit bist du nicht mehr authentisch, oder? Wenn dein Kind mit einem Edding die Wände bemalt, dann ist es dein gutes Recht, hier ganz klar deine Grenze zu benennen. Und gleichzeitig kannst du dich mit dem Bedürfnis hinter seinem Verhalten verbinden. Marshall B. Rosenberg sagt: „Verstehen heißt nicht einverstanden sein.“

Zum Weiterlesen: Hier erfährst du mehr darüber, wie du klar und gleichzeitig wertschätzend für deine eigenen Grenzen einstehst.

Mythos #3: Die Gewaltfreie Kommunikation ist immer neutral.

Der Mythos: „Ich darf keine Urteile mehr haben. Nie.“

Ich sage dazu: Wie willst du das hinbekommen? Denn damit stellst du dich gegen etwas, was unser Hirn evolutionsbedingt ohnehin tut: Es bewertet Situationen und ja, auch Menschen, in Windeseile. Was du jedoch trainieren kannst: Deine Urteile zu erkennen, zu überprüfen und eventuell im Gespräch auch transparent zu machen. „Ich merke, ich habe da ein Urteil…“

Zum Weiterlesen: Hier erfährst du, warum unser Hirn Schubladen liebt und gar nicht anders kann, als zu urteilen.

Mythos #4: In der Gewaltfreien Kommunikation sind alle immer empathisch.

Der Mythos: „Das Wichtigste ist, meinem Gegenüber IMMER Empathie zu geben.“

Ich sage dazu: Hier gibt es gleich mehrere Stolperfallen. Frage dich daher grundsätzlich zuerst: 1. Bin ich gerade überhaupt in der Lage, empathisch zu sein? Oder brauche ich zunächst selbst Empathie. 2. Ist es überhaupt Empathie, die mein Gegenüber von mir will? Oder will es eine Lösung? Oder etwas ganz anderes? Auch in der GFK hast du immer die Wahl, wie du handelst.

Zum Weiterlesen: Hier erfährst du, was Empathie ist – und was nicht.

Mythos #5: Die Gewaltfreie Kommunikation verhindert Konflikte.

Der Mythos: „Wenn alle GFK lernen, dann gibt es keine Konflikte mehr.“

Ich sage dazu: Leider nein. Denn zum Einen sind wir alle Menschen mit teils sehr unterschiedlichen Wertesystemen und zum Anderen wird es auch immer wieder mal zu Bedürfniskonflikten kommen, die nur schwer vereinbar sind. Allerdings werden Konflikte mit GFK in der Regel konstruktiver und somit auch friedvoller ablaufen als ohne.

Zum Weiterlesen: Hier erfährst du, welche drei Fragen du dir stellen kannst, ehe du in einen Konflikt gehst.

Mythos #6: Gewaltfreie Kommunikation funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen.

Der Mythos: „Das bringt nur was, wenn beide Seiten GFK können.“

Ich sage dazu: Sobald nur eine Person in einem System etwas anders macht als sonst, sind die üblichen Mechanismen unterbrochen. Dann entsteht Raum für neues, für Gespräche, für Verbindung. Marshall B. Rosenberg sagt dazu: „Wenn wir wirklich gehört werden mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen, ändern wir uns.“

Zum Weiterlesen: Du willst die GFK in euer Leben holen? Dann findest du hier Ideen, wie du starten kannst!

Mythos #7: Gewaltfreie Kommunikation ist manipulativ.

Der Mythos: „GFK ist nur eine Methode, anderen auf freundliche Art seinen Willen aufzuwingen.“

Ich sage dazu: Leider können natürlich auch die vier Komponenten der Gewaltfreien Kommunikation manipulativ verwendet können. Das ist mit allem Wissen rund um die menschliche Psyche so. Doch was die GFK wirklich ausmacht, ist ihre Haltung – keine Sprachhülsen. Marshall B. Rosenberg: „Menschen tragen gerne zum Wohle anderer bei – wenn sie es freiwillig tun.“

Zum Weiterlesen: Achtung Fallstrick! Hier liest du die häufigsten Fettnäpfchen in Bezug auf die GFK, in die du treten kannst.

Mythos #8: Gewaltfreie Kommunikation ist realitätsfern.

Der Mythos: „Fürs Leben mit Kindern ist das doch viel zu kompliziert.“

Ich sage dazu: Nope. Natürlich gibt es auch hier wieder jede Menge Stolperfallen. Zum Beispiel, dass du plötzlich in langen Bandwurmsätzen sprichst und dein Kind davon nur noch genervt ist. Oder du so tust, als seist du gerade verständnisvoll, fühlst jedoch etwas ganz anderes. Ja, hier kommt es wieder auf die Haltung an. Und die spüren unsere Kinder meist ziemlich gut.

Zum Weiterlesen: Hier findest du sechs typische Situationen aus dem Familienalltag und mögliche Lösungen aus Sicht der Gewaltfreien Kommunikation.

Ich bin neugierig: Welchen Mythen bist du schon begegnet? Ich freue mich über deinen Kommentar!

Birthe

Mama von Zwillingen und einer Großen, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und Journalistin, lernt mit Begeisterung neue Dinge. Sie schwankt zwischen Freude und Verzweiflung über ihre lebendige Familie.

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